Frühstücksei Woche 10: Zuwanderung
Frühstücksei - 3 maart 2020 - Auteur: OnderwijsafdelingNach den Anschlägen von Hanau, bei denen neun Menschen mit Migrationshintergrund ermordet wurden, wird nun eine Diskussion über Rassismus in Deutschland geführt. Bundeskanzlerin Merkel sprach vom „Gift Rassismus“. Und Migrantenorganisationen sagen, dass es in Deutschland alltäglichen Rassismus gebe. Dabei hat jeder vierte Deutsche eine Einwanderungsgeschichte. Dieses Frühstücksei behandelt das Thema Zuwanderung, die Chancen und Herausforderungen.
1. Menschen mit Migrationshintergrund
Menschen, die freiwillig nach Deutschland kommen, werden Migranten genannt. Die meisten der 13,5 Millionen Menschen, die selbst nach Deutschland eingewandert sind, kommen aus Europa. Rund 67% kommen aus europäischen Ländern. Wenn aber jemand unfreiwillig migrieren muss, wird diese Person „Geflüchteter“ genannt. Oft kommen diese Leute aus Ländern, in denen Krieg herrscht.
- Unten siehst du zwei Tabellen. Die erste Tabelle zeigt die Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Deutschland. Und die zweite Tabelle zeigt dies für die Niederlande. In beiden Tabellen sind die Anteile der Bevölkerung mit Migrationshintergrund noch nicht den passenden Herkunftsländern zugeordnet. Wähle die richtigen Länder. Eine Antwort ist schon gegeben.
die Türkei
Polen
Kasachstan
Italien
Rumänien
Bevölkerung in Privathaushalten 2018 nach Migrationshintergrund in Deutschland × 1000
2.769 | |
2.253 | |
Russische Föderation | 1.366 |
1.252 | |
965 | |
868 |
Quelle: Statistisches Bundesamt
die Türkei
Deutschland
Marokko
Suriname
Polen
Bevölkerung in Privathaushalten 2018 nach Migrationshintergrund in den Niederlanden × 1000
404 | |
397 | |
Indonesien |
362 |
354 | |
352 | |
173 |
Quelle: CBS/ Ewoud Butter
- Vergleiche deine Antworten mit den Antworten deines Nachbarn/deiner Nachbarin. Habt ihr dieselben Antworten? Was sind die Unterschiede und wieso habt ihr unterschiedlich geantwortet?
- Besprecht eure Antworten mit eurem Lehrer/eurer Lehrerin. Kannst du die Unterschiede zwischen den Niederlanden und Deutschland erklären? Denk an die Geschichte und die geografische Lage beider Länder.
2. Die Türkei und Deutschland
Die größte Migrantengruppe in Deutschland und den Niederlanden stammt aus der Türkei. Viele Menschen sind ab 1960 als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland und in die Niederlande gekommen. Manche sind dann in Deutschland und den Niederlande geblieben und haben ihre Familien nachgeholt. Darum leben jetzt viele Menschen mit türkischem Hintergrund in Deutschland und den Niederlanden. Dabei beeinflussen und bereichern sich die kulturellen Hintergründe gegenseitig und schaffen eine Vielzahl neuer Möglichkeiten. So wurde beispielsweise der Döner 1972 von einem türkischem Einwanderer in Berlin erfunden. Dieser gilt nun als eines der beliebtesten Gerichte in Deutschland. Aber es gibt auch rassistische Vorurteile und Ausgrenzung gegenüber Menschen türkischer Herkunft in Deutschland.
- Wieso wird Özcan Cosar in Deutschland ausgelacht, wenn es sagt, dass er Deutscher ist?
- Wieso wird Özcan Cosar in der Türkei ausgelacht?
- Lies den Text aus dem Buch Der Antitürke von Serdar Somuncu und beantworte die Fragen.
Ich heiße Serdar Somuncu!
Die Deutschen sagen «Somuncku». Obwohl ich schon seit vierzig Jahren in diesem Land lebe, sagen die Deutschen immer noch «Somuncku» zu mir.
«Somuncu heiße ich!», korrigiere ich dann also freundlich und ärgere mich gleichzeitig, weil ich merke, wie schwierig diese Annäherung immer noch zu sein scheint, denn das deutsch-türkische Zusammenleben war schon immer eine komplizierte Angelegenheit.
«Somuncu mit Betonung auf der zweiten Silbe und weichem c.»
«Wie heißen Sie? Somuntschu, Samundzu, Simongo oder Sumpfkuh?», fragt der Deutsche mich, nun schon leicht genervt. Zwecklos. Man kann es noch so oft wiederholen, der Deutsche scheint auf diesem Ohr taub zu sein. […] Also versuche ich es immer wieder von vorn und wiederhole geduldig meinen Namen:
«Nein, Somuncu heiße ich!»
«Können Sie das buchstabieren?»
«Ja, das kann ich.»
Als Geste der Versöhnung (keinesfalls der Unterwerfung) versuche ich nun also mein Bestes und buchstabiere langsam meinen Namen. Dabei verwende ich nur Begriffe, von denen ich glaube, dass der Deutsche sie vielleicht besser erkennt.
«Siegfried – Otto – Magda – Nationalsozialismus-Vitamin C-U-Bootkrieg», wodurch ich schließlich für vollkommene Verwirrung sorge und ungläubig-staunend angeglotzt werde:
«Häh? Somunvuk?»
Jetzt reicht es mir aber langsam! Kann das denn wirklich so schwer sein?
Quelle: Serdar Somuncu, Der Antitürke, Rowohlt Taschenbuch Verlag 2009.
- Welches Problem hat Somuncu in diesem Text?
- Buchstabiere deinen Namen wie im Text mit deiner Meinung nach „typisch deutschen“ Wörtern.
3. Diskussion - Vorurteile und Diskriminierung
Türken haben eine große Nase. Deutschen haben keinen Humor. Niederländer sind alle geizig (=gierig). Italiener sind immer zu spät. Und Amerikaner haben alle Übergewicht. Es gibt viele Vorurteile. Manche können lustig sein, aber viele auch nicht. Wenn wir selbst nicht realisieren, dass wir in Vorurteilen denken, diskriminieren wir andere Menschen. Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft ist Rassismus. Leider erfahren viele Zuwanderer in verschiedenen Lebenssituationen Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus. Die Zahl rassistisch motivierter gewalttätiger Übergriffe und Anschläge steigt. Viele Menschen wissen nicht, wie sie mit Menschen mit anderen kulturellen Hintergründen umgehen sollen und haben Angst. Es ist deshalb wichtig, miteinander zu reden und unterschiedliche Kulturen einander näher zu bringen.
- Welche Erfahrungen mit Diskriminierung hast du schon gemacht? Hast du Diskriminierung in deiner Umgebung erlebt? Was ist passiert? Und was hältst du davon?
- Hast du selbst Vorurteile über Menschen, die du nicht kennst? Welche hast du? Wieso hast du diese Vorurteile? Kennst du auch Vorurteile über Deutsche? Wenn ja, welche?
Verwendet diese Redemittel:
- Die Gefahr von Diskriminierung ist, dass…
- Es ist schlimm/gut, wenn jemand Vorurteile über Andere hat, weil…
- Ich bin davon überzeugt, dass…
- Vorurteile sind wichtig/praktisch/blöd/gefährlich, weil…