Vorwort
Am 9. November 2019 jährte sich der Fall der Berliner Mauer zum 30. Mal. Ein historisches Datum, nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa. Anders als der feststehende Ausdruck "Mauerfall" suggeriert, war die Mauer natürlich nicht einfach so gefallen. Vielmehr ging der Öffnung der Mauer ein langer, komplexer Prozess voran und sind die Nachwirkungen der Teilung Deutschlands und Europas auch heute noch zu spüren.
Während unserer Veranstaltung 'De Staat van Duitsland – 30 jaar na de Muur' im Rode Hoed in Amsterdam reflektierten wir die Entwicklungen während und nach des Mauerfalls. Mit den Historikern Kerstin Brückweh und Bernd Florath sprachen wir über das "Wendejahr" 1989 und mit dem Schriftsteller Lukas Rietzschel und Historikerin Christina Morina diskutierten wïr aktuelle Herausforderungen rund um Innere Einheit und Rechtspopulismus in Deutschland. Als besonderen Gast durften wir außerdem Geert Mak begrüßen. Mit ihm sprach ich über die Folgen der friedlichen Revolution für Europa – und wie sich das Europa von heute von jenem Europa unterscheidet, das Mak im Jahr 1999 für seine bekannte TV-Dokumentation bereiste.
Themen wie Rechtspopulismus und Nationalismus sowie die Einheit Deutschlands und Europas zogen sich wie ein roter Faden durch unsere Arbeit im Jahr 2019. Sei es in Form zahlreicher Presseanfragen der niederländischen Medien als auch im Rahmen unserer eigenen Projekte und Berichterstattung.
In unserer Veranstaltungsreihe Amsterdam German Studies Lectures setzten sich unsere Referent*innen ebenfalls mit Rechtspopulismus und Nationalismus auseinander. So sprach sich die Philosophin und Schriftstellerin Thea Dorn im Januar für einen neuen, aufgeklärten Umgang mit Begriffen wie Heimat und Nation aus. Im Mai durften wir Paweł Machcewicz für eine Amsterdam German Studies Lecture willkommen heißen. Der ehemalige Direktor des Museums des Zweiten Weltkriegs in Danzig/Polen wurde nur zwei Wochen nach der Eröffnung von der PiS-Regierung abgesetzt. In seinem Vortrag beleuchtete er die Motive für die Museumsgründung, den Streit um die Autonomie des Museums und die Möglichkeiten, ost- und westeuropäische Perspektiven auf den Zweiten Weltkrieg zusammen zu bringen.
2019 war auch das Jahr der Europawahlen. Angesichts von Brexit und zunehmender Polarisierung wurde das Ergebnis mit Spannung erwartet. In unserem Podcast 'Achtung Europa' deuteten wir die Wahlen und beleuchteten die besondere Position, die Deutschland im europäischen Gefüge einnimmt.
Neben unseres Einsatzes in der Forschung und Wissensvermittlung machten wir uns unvermindert stark für das Schulfach Deutsch und den Austausch zwischen Deutschland und den Niederlanden.
Mit Initiativen wie der Website lehrerinholland.nl (in Zusammenarbeit mit Nuffic) leisteten wir einen Beitrag gegen den immer akuter werdenden Deutschlehrermangel in den Niederlanden.
Im Rahmen des Programmes 'Onbegrensd' - ('Unbegrenzt') des niederländischen Innenministeriums besuchten wir außerdem zahlreiche Kultur- und Sportveranstaltungen für Jugendliche im Grenzgebiet. Dort informierten wir darüber, wie wichtig es ist, die Sprache der Nachbarn zu verstehen und sprechen zu können – und welche Praktikums- und Studienmöglichkeiten sich damit auch jenseits der Grenze eröffnen.
Das zeigt auch die erfreuliche Anzahl an Studierenden und jungen Forscher*innen, die sich in den letzten Jahren für ein DIA-Stipendium bewarben. Über 170 Anfragen waren es im Jahr 2019. Rund 60 Stipendiaten konnten wir schließlich einen Studien- und Forschungsaufenthalt in Deutschland ermöglichen.
Ton Nijhuis
Direktor