Alle Niederländer sind gleich. Das ist ein hartes los.
Gastkolumne

Columns - 2 januari 2001

Geld darf man nicht zeigen wenn man es hat. Viele haben es. Den Mercedes auch nicht, nicht das Dior Kleid und schon gar nicht die Macht. Auch ein Minister wartet im Theater vor der Garderobe bis er dran ist und fährt dann mit dem Fahrrad nach Hause.

von Kathinka Dittrich van Weringh

Keiner darf den Kopf höher tragen. Notfalls muss man als Clown auftreten. Dann darf man schon ein bisschen spinnen. Oder sich absetzen - vorzugsweise nach Frankreich. Da sind die nicht so gleich. Die Brüder in Belgien sind zu katholisch und auch sonst zu weit unten. Allerdings essen sie besser. Das ist ein Dilemma. Da muss man sich eben einladen lassen. Dann ist man ja nicht selbst schuld. Ein flämisches Drei Gänge Menu mit edlen Weinen statt dem Käsebrötchen mit Buttermilch zum Lunch hat man sich abnötigen lassen. Zum Nachtisch darf man den Tratsch der 'Jet-Set-Gesellschaft' in all den vielen billigen Illustrierten genie¸en. Die gibt es nämlich zu Hause nicht, sonst müsste man sie auch verachten.

Bei Gleichen wird nicht viel debattiert, also muss man rhetorisch auch nicht gut drauf sein. Warum auch die Ur-Fragen der Menschheit immer wieder durchkauen? Warum alles zu Grundsatzfragen erklären? Es langt doch, dass das Rad einmal erfunden wurde. Doch reden Niederländer gern und locker - das aber nur in den Korridoren. Wenn die Sache öffentlich wird, ist der Konsens meist schon da oder eine neue Idee geboren. Diesen Umweg haben die Kaufleute nicht nötig. Sie treten nicht an die Sffentlichkeit. Also kommen sie gleich zur Sache. Ihr koloniales Wirtschaftsimperium haben sie immer noch. Die Territorien sind zwar weg und die kleinen Unannehmlichkeiten bei deren Abtrünnigkeit verdrängt. Nicht aber globales Auftreten. Da die armen Niederländer nie auffallen dürfen, sind sie lautlos überall schon fest verankert wenn die ausländische Konkurrenz anhechelt.

Wenn Gesetze nicht mehr taugen, werden sie auf Eis gelegt. Irgendwann sind sie dann  weggeschmolzen. Das ist für die hinterwäldlerischen Nachbarn bei der Abtreibung und bei den Drogen interessant. Die strömen dann auch massenweise in das liberale Paradies. Deshalb gibt es auch so viele freundliche niederländische Zöllner in den Zügen in Richtung der Grenzstationen. Die Grenzstationen sind nicht mehr sichtbar und die Zöllner in der niederländischen Sffentlichkeit auch nicht.

“berhaupt bestimmen die Bürger alles - nicht die Obrigkeit. Es gibt zwar staatliche Richtlinien, aber für deren Diskussion sind ja die langen Korridore da. Da treffen sich dann viele Grüppchen und Gruppierungen. Und auch die vielen Ehrenwerten, die im Vorstand irgendeiner der vielen staatsfernen ehrenwerten Einrichtungen sitzen. Dann wird geschoben und gebogen. Zeit spielt keine Rolle. Schlie¸lich sind die Niederlande das Italien des Nordens. Ist die Richtlinie dann immer noch nicht zurecht gedrückt, geht sie in den Kühlschrank. Der entsprechende Minister wird schlicht nicht wieder gewählt. Zum Trost kann er zum 'Kommissar der Königin' in einer der zwölf Provinzen oder zu einem Bürgermeister ernannt werden - ohne Wahl. Das ist ein kleiner bürgerlicher Ausrutscher. Da sollte man nicht kleinlich sein.

Die Niederlande sind eine wunderbare republikanische Monarchie: Gleiche unter Gleichen, Ausländer inklusive. Das werden die auch noch begreifen.

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